Pangau: Jaretzke und Wunder
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„Erzähl’ mir doch noch einmal von zu Hause“
von Jaretzkes und Wunders
zusammengetragen von Toni Nachbar
nach Erinnerungen von Bärbel Pfeiffer
Familie Jaretzke 1906
Jaretzke, Adolf
Adolf Jaretzke, der letzte deutsche Bürgermeister von Pangau
'Meine Oma Martha Segner hatte in den Hof eingeheiratet. Sie kam aus Wilkau und hatte 8 Geschwister.
Mein Opa, Adolf Jaretzke hatte zwei jüngere Brüder (Zwillinge), die beide mit 5 Jahren im Dorfteich von Pangau
ertrunken waren, als einer dem anderen das Schwimmen beibringen wollte.
Das war auch der Grund, warum ich - Nachkomme in der dritten Generation - nicht das Schwimmen erlernen
durfte. „ (Zitat Bärbel Pfeiffer)
Oma Martha
Von meiner Kindheit weiß ich noch, dass die Oma Martha sehr streng war – die konnte mich nicht leiden. Später in der Ostzone kochte sie immer mittags eine Gemüsepampe, die ich einfach nicht essen mochte. Da half kein Wehklagen, abends wurde derselbe Teller wieder hingestellt.
Opa (Adolf Jaretzke)
Meine Mutter Elfriede und auch der Opa (Adolf) waren überhaupt nicht streng. Der Opa glich immer alles aus, der hat mich geliebt. Und er wurde ja auch wiedergeliebt von uns – vor allem auch von Christa, meiner Cousine.
Die Kinder von Liesl (Christa, Friedl und Günther Sowart) waren immer in den Ferien bei uns auf dem Hof zu Besuch, wenn sie nicht in Oels zur Schule gehen mußten. An Opa erinnere ich mich am liebsten. .“
( nach Erzählungen von Bärbel Pfeiffer)
Elfriede Wunder-Jaretzke, Mutter
Elfriede J. als junge Frau mit ihren Cousinen aus der Segner-Familie, hier in Woitsdorf.
Sie las immer sehr gerne, musste dies aber immer heimlich machen, denn das Lesen galt bei ihrer Mutter als
Faulenzen: „Gehock lieber Schtrimppe stuppn!...“
Sie verlobte sich mit dem aus Pangau stammenden Oberinspektor Hans Grunert, der über ein Motorrad
verfügte. Noch vor offiziellem Kriegsbeginn fiel er.
Sommersprossen
Sie litt immer ein bisschen unter ihren Sommersprossen, also folgte sie einem Rat, der besagte:
Am Ostermorgen um 3 Uhr solle man zu einem nach Osten fließenden Gewässer gehen, etwas Wasser schöpfen,
solle anschließend mit dem Wasser nach Hause gehen, ohne ein Wort zu reden oder auch nur zu lachen und sich
mit dem Wasser waschen.
Leider hatte Elfriede ihr Vorhaben auf dem ganzen Hof erzählt und so legten sich Knecht und Magd auf die
Lauer, um sie zum Lachen zu bringen – was selbstverständlich sofort glückte... Die ganze schöne Aktion war für
die Katz und Friedl behielt ihre Sommersprossen.
Heirat
Am 28.Mai 1939 heirateten Herbert Wunder und Elfriede Jaretzke
und blieben auf dem Jaretzke-Hof. Herbert Wunder wurde sofort eingezogen. Er kam nur noch im Wehrmachts-Urlaub
nach Hause. Seit 1945 gilt er als verschollen. Letzte Vermutung: Er war Kriegsgefangener in Sibirien.
Am Tag nach der Hochzeit, am 29.Mai 1939 entstand dieses Familienbild in Pangau:
Von Links:
Maria Emilie Wunder (geb. Hoffbauer, vermutlich aus Leopoldsdorf (Österreich?) , Daten unbekannt, + vor
1945 in Pangau), oo 26.12.1899 G. Wunder, Standesamt Leopoldsdorf
Gustav Julius Wunder (Daten unbekannt, + während der Flucht 1945 oder 1946, Schlosser, Werkmeister auf
Gut Scholtzmethner in Pangau)
Else Möller (geb.Wunder) oo Ludwig Möller (steht dahinter) (lebten nach dem Krieg in Salzgitter)
Martha Klara Luise Jaretzke, geb. Segner , * 2.Okt. 1877 Wilkau, Kr. Namslau, + 5.Januar 1965 Sonneborn
Alfred Sachs (arbeitete als Designer bei Bielefelder Bettwaren) oo mit Gertrud Sachs, geb. Wunder. Zog nach
dem Krieg mit Gustav Wunder nach Rheine an der Ems
Adolf Fritz Jaretzke, Bürgermeister, oo 7.4.1902 Standesamt Wilkau
dahinter seine Tochter Luise (Liesl) Sowart, geb. Jaretzke, *16.2.1904 Pangau, + 1990 in Thüringen
Gertrud Sachs, geb. Wunder
Margarete Wunder (war bis ins hohe Alter unverheiratete Krankenschwester und zog nach Höxter/Weser,
danach Emden)
Frieda Rettig, geb. Wunder oo mit
Hermann Rettig, (Zimmermann, aus einem Ort bei Waldau) davor Sohn Wolfgang Rettig (die Familie zog
nach dem Krieg nach Neustadt an der Aisch und starb dort. Es gibt zwei männliche Rettig-Nachfahren (Bernd,
Peter)
Frau Heide (Lehrersgattin)
Elfriede Anna Wunder, geb. Jaretzke
Artur Heide, letzter Lehrer von Pangau, er muss ein begnadeter Zeichner gewesen sein, dessen Jaretzke-Hof-
Zeichnung allerdings bis heute verschollen ist.
Herbert Alfred Wunder, Schlosser (*5.11.1909 Saarau, Kr.Schweidnitz - + 1945 vermisst)
Kinder von links: Günther Sowart, Friedl Sowart, Wolfgang Rettig, Christa Sowart .
Taufe 1940
links: Elfriede Wunder mit Bärbel, daneben Frau Heide, rechts Monika
Böhm, dazwischen vermutlich ihre Verwandten. Monika war Einzelkind,
bekam aber in den Ferien auch Besuch von – verwandten Kindern und
Oma (?)
Familie von Herbert Wunder
Else Möller (geb.Wunder) oo Ludwig Möller (steht dahinter) (lebten nach dem Krieg in Salzgitter)
Martha Klara Luise Jaretzke, geb. Segner , * 2.Okt. 1877 Wilkau, Kr. Namslau, + 5.Januar 1965 Sonneborn
Alfred Sachs (arbeitete als Designer bei Bielefelder Bettwaren) oo mit Gertrud Sachs, geb. Wunder. Zog nach
dem Krieg mit Gustav Wunder nach Rheine an der Ems
Adolf Fritz Jaretzke, Bürgermeister, oo 7.4.1902 Standesamt Wilkau
dahinter seine Tochter Luise (Liesl) Sowart, geb. Jaretzke, *16.2.1904 Pangau, + 1990 in Thüringen
Gertrud Sachs, geb. Wunder
Margarete Wunder (war bis ins hohe Alter unverheiratete Krankenschwester und zog nach Höxter/Weser,
danach Emden)
Frieda Rettig, geb. Wunder oo mit
Hermann Rettig, (Zimmermann, aus einem Ort bei Waldau) davor Sohn Wolfgang Rettig (die Familie zog
nach dem Krieg nach Neustadt an der Aisch und starb dort. Es gibt zwei männliche Rettig-Nachfahren (Bernd,
Peter)
Frau Heide (Lehrersgattin)
Elfriede Anna Wunder, geb. Jaretzke
Artur Heide, letzter Lehrer von Pangau, er muss ein begnadeter Zeichner gewesen sein, dessen Jaretzke-Hof-
Zeichnung allerdings bis heute verschollen ist.
Herbert Alfred Wunder, Schlosser (*5.11.1909 Saarau, Kr.Schweidnitz - + 1945 vermisst)
Kinder von links: Günther Sowart, Friedl Sowart, Wolfgang Rettig, Christa Sowart .
Herbert Wunder, Vater
„Mein Vater,
Herbert Wunder war Schlosser und war vor dem Krieg bei der Bundesbahn angestellt. Ich weiß, dass er nach einem Unfall mit einem Aschekasten, der ihm auf den Rücken gefallen war, zur Kur nach
Marquartstein fahren durfte.
Alfred Herbert Wunder wurde am
5. Nov.1909 in Saarau, Kreis Schweidnitz geboren. Er war Schlosser und lebte mit Eltern und 4 Schwestern in Pangau.
Er wurde schon 1939 eingezogen, so dass er – so lange ich mich erinnern kann, nur im Urlaub auf dem Hof mitarbeiten konnte.
Panzerjäger Herbert Wunder.
Rückseitiger Vermerk: „20.4.1943“
Ich selber kann mich nur an zwei Erlebnisse mit meinem Vater erinnern.
Die
Fahrradfahrt nach Namslau.
Ich saß vorne im Fahrradkorb mit einem Strauß Flieder und muss ihm wohl damit vor seinen Augen rumgewedelt haben, so dass er in den Graben fuhr. Mein Vater war ja halbblind und musste eine Brille mit dicken Gläsern tragen.
Rasieren
Meine zweite Erinnerung an ihn ist, dass er sich immer in der Küche
rasierte. Neben dem Spiegel hing das Wetzleder, um das Rasiermesser zu schärfen. Als er dieses einmal auf dem Tisch ablegte, „rasierte“ ich mich eben auch damit und holte mir meine Narbe an der Lippe.
Luise Sowart
Luise Sowart
Adolf Jaretzke, Friedl Sowart, Christa Sowart, Martha Jaretzke mit Günther Sowart (die Kinder von Luise
Sowart, geb. Jaretzke), Elfriede Jaretzke oder Wunder. Kein Datum verzeichnet.
Nach der Flucht blieb sie bis zu ihrem Tod 1990 in Thüringen.
Vielleicht zwei Mal wird sie uns in Neustadt Aisch besucht haben, der sonstige Kontakt bestand
größtenteils aus Päckchen schicken, der eine oder andere Brief wird auch geschrieben worden sein.
mit Enkelin Gisela, das erste Kind ihrer Tochter Friedl
Kinder Sowart
Günther Sowart in Sonneborn an der Jaretzke-Scheune
Die Kinder wuchsen in Oels in den Häusern für Postbedienstete auf und kamen in den Ferien gern nach Pangau zu den Großeltern. Nach der Flucht lebten die Familie Jaretzke und Sowart wieder in Sonneborn zusammen, bis die Kinder von Liesl ihre Ausbildung begannen (Christa und Friedl zunächst in Erfurt, dann Gotha, dann Ostberlin – sie wurden Lehrerinnen, Christa in Herbstleben bei Weimar, Friedl war Landwirtschaftslehrerin in Gerau und Günther lernte im Lokomotivwerk Gotha Maschinenschlosser und arbeitete
dann im EMW Werk in Eisenach)
Möller-Wunder
Else Möller (geb.Wunder) oo Ludwig Möller (steht dahinter) (lebten nach dem Krieg in Salzgitter)
Peter Möller (Sohn von Else, geb.Wunder und Ludwig Möller) vor dem Pferdestall, der wohl heute noch - aufgestockt - steht.
Peter Möller und Bärbel Wunder am Strassenschild nach Eisdorf
Auguste, der Franzose
Vor dem Hauseingang.
„Der „Zwangsarbeiter“ rettete mir das Leben, als ich in die Regentonne gefallen war. Er muss als einziger das
Plätschern gehört haben, sonst war keiner da. Er war ein ganz freundlicher und lieber Mensch. Nach dem Krieg
schrieb er noch lange an den Opa Briefe.“ (Zitat Bärbel Pfeiffer)
Auguste blieb immer den Arbeitstag über bei uns auf dem Hof, musste aber abends wieder in sein Lager
zurückgehen.
Französischer Kriegsgefangener Auguste mit
Bärbel und Puutzl (ein Foxterriermix)
Am Rosengarten vor dem Wohnzimmerfenster (13.12.42 auf der Rückseite des Bildes verzeichnet)
Links im Hintergrund sieht man das Portal der evangelischen Kirche hinter den Bäumen.
Zwei Postkarten erzählen
Fritz Zedlers Gasthaus
Gasthaus zum Kronprinz
WWW.GCA.CH
Zedler, Gemeindevorsteher, Wahlvorsteher-Stellvertreter für Gemeinde und Gut Pangau (OeK S. 13, 1887)
Zedler, Adolf, Landwirt 1933
Zedler, Julius, Freistellenbesitzer 1921
Zedler, Robert, Gastwirt (1921/1933: Freistellen- und Kretschambesitzer)
Zedler, Gasthaus (UMB 210)
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Willi Böhm, Elfriede u. Herta, Richard (Nachname auch meiner Mutter unbekannt), Adolf Maschel, Klara Günther, Marie Lebek??, Alfons Reigber, A.Dibke, H.Weighardt, E.Peuker, Alfred Horn, Herbert Deichsler
1.5.1938
Gustav Kosock Gasthof und Fleischerei
www.GCA.CH
Kosock, Gustav, Gasthausbesitzer 1921
Kosock, M., Gasthaus mit Fremdenzimmern 1933
Kosok, Gasthaus (UMB 210)
Schloss und Kirche sind auf beiden Karten zu sehen.
Kriegerdenkmal: Sicher für den 1. Weltkrieg. Der Rest ist nicht so zu vergrössern, dass man ihn lesen könnte
Karte
Der Jaretzke-Hof war ein Vierseithof, der inmitten des Dorfes zwischen Wirtshaus und Kirche zu finden war.
Der Hof
Es war ein Erbhof, trug die Adresse: Haus.Nr. 21 – 25 und befand inmitten des Dorfes zwischen Wirtshaus und Kirche. Er war als Vierseithof aus Backstein gebaut.
Die Skizze ist nicht massstabgetreu
11 Wohnhaus
Bilder vom Hof
Rechts das Wohnhaus (11) mit dem Rosengarten davor
Der Eingang
10 zum Wohnhaus
Im Hof: Links der Eingang (10) zum Wohnhaus (11), dann Kuhstall (12), Schweinestall (13). Rechts der Pferdestall (2)
Links Wohnhaus 11; Hinten Kuh- und Schweinestall, rechts der Pferdestall (2) Aufnahme 1990
Pferdestall (2) mit anschliessender Scheune (3)
Auszugshaus (5) 1990 mit anschliessendem Garten (6)
Hofteil 11; 9; 6
Aufnahme ca. 1920. Wohnhaus, Schmiede, Auszugshaus. Beim Tor wurde später eine Bank angebracht.
', da Tante Liesl (die Kokette im Vordergrund, geb. 1903) noch ein Mädel war- schätzungsweise nicht älter als 16 bis 18 Jahre. Links davon Jadwiga, die Magd und rechts Adolf Jaretzke. '
Bank am Tor
und Tor 1990
Zustand 1946
Der Pferdestall, der wohl heute noch - aufgestockt - steht. Die ursprünglich rechts daneben befindliche Scheune mit Durchfahrt ist abgebrannt, ebenso das Wohnhaus.
„...2 mal war Hermann (Hermann Sowart, Schwager von Elfriede Wunder) in Pangau sehen ob
wir da sind. Bei uns ist die ganze Wirtschaft abgebrannt bis auf's Auszugshaus das steht gerade, als wir es
hörten haben wir so geflennt ... und wenn wir noch mal nach Hause fahren da bauen wir es wieder auf...“
(Auszug aus dem Brief von Elfriede Wunder an Schwägerin Margarethe Wunder vom 9.7.46.)
Hof Beschriftung und Bilder
1 Überdachte Garteneinfahrt
2 Pferdestall
3 Scheune
4 Scheune
5 Auszughaus
6 Beerengarten
9 Schmiede
10 Eingang
11 Wohnhaus
12 Kuhstall
13 Schweinestall
rote Punkte markieren Durchgänge
Zimmeraufteilung
Die Zimmeraufteilung des Hauses
„Ich besaß kein
Kinderzimmer, ich schlief im Elternschlafzimmer.
Zunächst war da der Flur, durch den man geradeaus ins
Bürgermeister-
Amtszimmer vom Opa gelangte.
Vom Büro aus kam man in das „
kleine Zimmer“, in dem nur ein
Schrank, ein Sofa und ein Tisch standen.
Von dort aus ging es ins
Elternschlafzimmer, das mit einem eisernen
Ofen beheizt wurde.“ (Bärbel Pfeiffer)
unten: Ein gerahmter Druck des „Kinderreigen“ von Hans Thoma
(1884) hing über dem Kinderbett von Bärbel Wunder im elterlichen
Schlafzimmer.
Küche
Großl, die Mutter vom Opa (Adolf Jaretzke), ließ ihre Enkel (Elfriede und Liesl) nach zwei langen Wintern, in denen die Mädchen die Frauenberufsschule in Breslau besucht hatten, immer noch nicht an den Herd in der Küche - „Ihr uhrschigen Weiber, ihr veruhrscht doch olles“ - und verstellte mit diesen Worten breitarmig den Weg zum Herd.
Also kaufte der gute Vater Jaretzke seinen Mädchen einen eigenen AEG ?- Elektroofen, der in der Küche gleich Also kaufte der gute Vater Jaretzke seinen Mädchen einen eigenen AEG ?- Elektroofen, der in der Küche gleich neben dem Eingang in die Speisekammer aufgestellt wurde. Die
Aufteilung der Küche: Omas alter Holzherd,
Kachelofen, Elektroherd, Speisekammereingang, gegenüber Tisch und Bank und Kellerabgang.
Dort befand sich auch die
Wasserleitung für das Haus, allerdings musste man noch
über den Hof zur Toilette.
Im Auszugshaus wohnten die Großeltern.
„Auf der linken Seite (des Ganges?) ging es in die
Küche. Dahinter befand sich die
Speisekammer.
Das
Wohnzimmer ging nach rechts, der größte Raum, der meist geschlossen war und nur geöffnet war, wenn Besuch kam. In diesem Wohnzimmer hatte Mama (Elfriede Jaretzke) eine große Anrichte, aus der ich dort kühl ging nach rechts, der größte Raum, der meist geschlossen war und nur geöffnet war, wenn Besuch kam. In diesem Wohnzimmer hatte Mama (Elfriede Jaretzke) eine große Anrichte, aus der ich dort kühl gelagerten Eier entnahm, um damit verbotenerweise zu spielen. („Mama, guck mal, hululu...“)“ ( Zitat Bärbel Pfeiffer)
Alltag
„Es gab einen polnischen Knecht namens
Wadek und die polnische Magd namens
Jadwiga.
Opa (Adolf Jaretzke) arbeitete in der Schmiede, in der Landwirtschaft und als Bürgermeister.
Tiere
Wir hatten Kühe, zwei Pferde (der Fuchs und der Braun), Schweine, unsere Hunde Puutz und Schäferhund Rex.
Und natürlich genügend Federvieh und Kaninchen. Der Schäferhund hatte eine Hundehütte vor dem Pferdestall.
Wenn ich im Kinderwagen im Hof alleine abgestellt wurde, konnte Mama sicher sein, dass sich niemand dem
Wagen näherte, das wurde durch den treuen Rex verhindert.
oben: Monika Böhm, Alfred Sachs, Puutzl mit Welpe, Hauseingang.
Martha war nur fürs Kochen, für das Federvieh und Gartenarbeiten zuständig, so auch für das Verarbeiten von
Obst etc.
Ich kann mich erinnern, wie ich im Sommer mitten im Beerengarten unter den Sträuchern saß und mich in der
Wärme an dem saftigen Obst richtig satt gegessen habe.
"Auf unseren Feldern wurden Rüben und Weizen angebaut, ich kann mich auch an das eine oder andere Mohnfeld erinnern. Die Rüben wurden in der ca. 7 km entfernten Zuckerfabrik (bestehend seit 1883) in Bernstadt verwertet. „Die Maschinen der Fabrik wurden nach dem Krieg abgebaut, um sie in Rußland erneut aufzubauen.“ (Zitat Bärbel Pfeiffer). Die Zuckerfabrik befand sich gleich an der Eisenbahnlinie vor der eigentlichen Stadt Bernstadt von Pangau her kommend.
"von Flachsanbau, wie er im Namslauer Kreis angebaut wurde, kann ich mich bei uns nicht erinnern."
Mama (Elfriede Jaretzke) arbeitete mit auf dem Feld und arbeitete natürlich auch mit im Haushalt.
Jeden Samstag wurde Hof und Straße
gefegt.
Das
Waschen der Wäsche wurde im Auszugshaus in der Waschküche alle 4 Wochen für die gesamte Familie
vorgenommen. Wir hatten Palmolive Seife, ansonsten gab es keine Kosmetik. Doch! – Ich kann mich erinnern,
dass meine Mama immer
Lavendel Parfum in einer großen grünen Flasche hatte.
In der
Waschküche war ein Backofen, der zum Brotbacken verwendet wurde. Auf Backofen war der
Waschkessel, der zum Waschen der Wäsche, aber auch zum Sirupkochen verwendet wurde. (Während des
Krieges nach unserer Flucht kam Onkel Hermann (Hermann Sowart, Oels) zurück und fand die in der
Waschküche sorgsam aufbewahrten Federbetten aufgeschlitzt vor, so dass sich die Federn mit all dem guten
Sirup vermengt hatten.)
Die gewaschene Wäsche wurde im
Obstgarten aufgehängt.
Wir besaßen eine
Nähmaschine, einen
Elektroherd,
Wasserleitung,
Telefon,
Volksempfänger (Radio).
Wir hatten
Kutsche, Pferdeschlitten und Fahrräder.
Sonntags ging es mit der Kutsche in die Kirche, aber ich denke, ohne mich. Der Bürgermeister musste sich ja dort sehen lassen, aber kirchlich erzogen wurde ich nicht. ging es mit der Kutsche in die Kirche, aber ich denke, ohne mich. Der Bürgermeister musste sich ja dort sehen lassen, aber kirchlich erzogen wurde ich nicht. Und nach dem Krieg wollte die Omi (Elfriede Wunder) ja sowieso nichts mehr von der Kirche wissen.
Das Essen
„Im Alltag gab es z.B. Kartoffelbrei, Gurken und Buttermilch zum Mittag.
Zum Frühstück gab es Sirup-Schnitte und
Abends Brot mit Leberwurst.
Unser Metzger und Wirt, der Zedler Fritz kam und half uns bei der Hausschlachtung. Das Fleisch wurde eingepökelt.
Einmal in der Woche – Sonntags – gab es dann Fleisch: z.B. als Schweinebraten mit Klößen und Sauerkraut.
Jeden Samstag Abend durfte ich zum Zedler in die Gastwirtschaft gehen, um für Opa eine Kanne Bier zu holen.
Weihnachten
An Weihnachten gab es Karpfen in Biersoße und Wiener Würstchen mit Kartoffelsalat und als Nachtisch
Mohnklöße (Mouhkliessl).
Unser Weihnachtsbaum stand im Schlafzimmer der Eltern, da dies ein schöner und vor allem beheizbarer Raum
war.
Das Wohnzimmer „war zu fein“ und blieb auch an Weihnachten geschlossen, außer es wäre Besuch gekommen.
Einen Weihnachtsmann gab es nicht in Schlesien, bei uns kam das Christkind.“ (Bärbel Pfeiffer)
Freunde
„Ich kannte keinen Kindergarten, aber konnte viel mit Freunden aus dem Dorf spielen, z.B. mit meiner Freundin Monika Böhm. Nach der Flucht hat man nichts mehr von ihnen gehört. “ ( Zitat Bärbel Pfeiffer)
Spielsachen
„An folgende Spielsachen kann ich mich erinnern:
Puppe und Puppenstube
An meine Puppe Helga aus Porzellan (warum ich die so nannte, weiß ich nicht), an meinen Puppenwagen, und meine Puppenstube von Papa bekam ich an Weihnachten 1944/45.
Die besaß sogar eine funktionierende Wasserleitung, da auf deren Rückseite ein Wassertank angelötet war, so dass ich in der Stube ganz normal das Wasser aufdrehen konnte. Ebenso gab es in der Puppenstube elektrisches Licht. Darin befand sich
eine Familie Biegepüppchen. Schon wenige Wochen später musste ich dieses einzigartige Spielzeug zurücklassen.
Dann hatte ich einen Teddybär und von Tante Hedl (Schwester von Maria Wunder, also Tante von Herbert Wunder) hatte ich eine Zelluloidpuppe und eine Puppenwiege.
Honorationen
Dorfarzt
Unser Dorfarzt , der Müller(sch) Kalle, hat in
Bernstadt gewohnt. Wenn er benötigt wurde, musste er durch
unser Telefon verständigt werden.
Telefon
Wir hatten das einzige Telefon im Dorf, das heißt aber auch, dass Tag und Nacht in Not bei uns geklopft wurde.
Quelle: www.gca.ch Adressliste Bernstadt: Müller, Karl, Dr. praktischer Arzt, Hagenstrasse 9 . Telefon 93 (Ad21/Ein33)
Wenn der Arzt seine Runde durch Pangau machte, sah er wohl auch immer bei uns auf dem Hof vorbei. Man
erzählte, dass ich im Alter von 3 Jahren auf der Küchenbank stand und nach außen sah. Plötzlich rief ich:
„Räumt amol schnell das Essen weg, der Müller Kalle kummt!!“ Nicht etwa, weil er sich durchgefuttert hätte,
aber sauber und ordentlich musste es eben sein, wenn der Arzt kam.
Pfarrer
An einen Pfarrer kann ich mich nicht erinnern – der war wohl für uns nicht so wichtig. Pangau war auch Teil
eines Kirchenspiels, der Pfarrer kam vielleicht nicht aus unserem Dorf.
Pfarrer in Woitsdorf. Zuständig für Pangau
Ergänzung Christian Heilmann aus seiner Internetseite (WWW.GCA.ch)
1891-1929
Hoffmann, Carl Hermann, * 6.1.1859 Peiskersdorf/ Kreis Reichenbach/ Eule. Uni Breslau. Ord. 27.3.1889 Breslau. 1889 Groß Wartenberg, Pfarrvikar., dann Diakon. 1891 Woitsdorf. Em 1.12.1929. + 23.1.1944 Görlitz. [Verlobte 1887 Emilie Trencker aus Grunau.]
1929-1930
Bluschke, Hans, Pfarrvikar; 1930 Blumerode/NE
1930
Schwenzer, Karl, Pfarrvikar; 1931 Konstadt
1934-1945
Bullack, Hans Georg, * 26.3.1904 Breslau. Ord. 11.7.1933 Breslau. Pfarrvikar und 1.7.1934 Pfarrer in Woitsdorf. Am 24.9.1946 vertrieben. Groß Deinbach bei Schw. Gmünd, dort + 3.7.1959 oo [Erna NN.]1942.
1944
Sims, Gerhard, Pfarrvikar. * 9.4.1908 Trebnitz. 1933-1939 Uni Breslau. Vikar/Pfarrvikar in Woitsdorf. Ord. 28.1.1944 Breslau. 1.10.1946 Vachdorf/Thür. (…) Em 1974. + 31.12.1995 Niederschlema/Erzgeb.
Der Lehrer
Der Lehrer Heide war ein guter Freund meiner Mama. Als wir geflohen waren und in Sonneborn lebten,
hatte Lehrer Heide auch unseren verlassenen Hof gezeichnet. Das war eine sehr genaue Zeichnung aus der
Vogelperspektive. Leider hat dieses wichtige Dokument meine Cousine Christa verschlampt. ( nach Erzählungen von
Bärbel Pfeiffer)
Lehrerehepaar hinten
dazu aus www.gca.ch
Heide, Artur, Lehrer und Organist 1933
Heide, Erich, letzter Hauptlehrer und Organist UMB 210
Bürgermeister
Episoden
Quarksäckel
Im Winter wurde in gemeinschaftlicher Dorffrauenarbeit Federn von Federvieh geschlissen, um sie als Füllung
für die eigenen Betten zu verwenden und auch in Bernstadt zu verkaufen. Bei dieser Frauen-
Gemeinschaftsarbeit, die in der Küche stattfand, erzählte man sich vorsichtig Geschichten, oder es wurden
lustige Lieder gesungen. Keiner durfte allerdings husten oder laut lachen, geschweige denn die Tür oder das
Fenster öffnen, um nicht die Federpracht in Aufruhr zu bringen. Einmal waren Handwerker zu Gast, um Strom
zu legen. Die mussten bei uns einige Tage verbringen. Seitlich des Tisches in der Küche stand eine Zinkwanne.
An der Innenseite der Wanne hingen reihum Quarksäckel zum Abtropfen. Einer der Handwerker wurde
während des Federschleißens wohl in die Wanne geschubst oder fiel von selber, so dass die ganzen aufgeplatzten
Quarksäckel auf ihm lagen. Und die Frauen müssen sich ausgeschüttet haben vor Lachen. Das Bild der durch das
Lachen aufwirbelnden Federn kann man sich gut vorstellen.
Omas Reichtum
Neben Federn wurde auch Butter, Gemüse Eier und um Weihnachten auch Gänse verkauft.
Vom Erlös erstand man Dinge wie Kleidung und das Übrige an Geld tauschte Oma (Martha Jaretzke) in Goldmünzen um.
Wertsachen wie ihren Schmuck bewahrte Oma in einer Art ledernen Doktorstasche auf. Auf der Flucht wurde –
wie vieles andere auf den Trecks – auch die Tasche von den Tschechen gestohlen. Vielleicht waren dort auch die
Goldmünzen aufbewahrt. ( nach Erzählung von Bärbel Pfeiffer)
Badetag.
„Samstags wurde in der Küche eine Zinkwanne aufgestellt und dann wurde in dem großen Weckkessel Wasser
heiß gemacht. Heißes und kaltes Wasser wurde eingefüllt. Ich wurde darin gebadet. Anschließend wurde ich auf
den Tisch gesetzt, mit einem großen Frotteetuch abgetrocknet, der Schlafanzug angezogen und dann gab es
immer Johannisbeersaft mit Milch. Da hab ich mich so darauf gefreut. Ein Badezimmer hatten wir nicht, es war
schon Luxus, über eine Wasserleitung mit Ausguss zu verfügen. Wann und wo sich die Erwachsenen sauber
gemacht haben, weiß ich nicht. Die Männer im Winter evtl. in der Waschküche und im Sommer am Brunnen im
Hof? Die Frauen ebenfalls in der Küche?“
Kirche 1990
Aufnahme etwa 1990
Innenaufnahme 1990
Bärbel Pfeiffer und Einwohner von Pagow
Geschichte
„Die Kirche entstand schon vor 1300, wurde aber in der Mitte des 19. Jh. abgetragen.
Anstelle des Holzbaus wurde eine gemauerte Kirche errichtet.
Heute ist nur noch der Turm aus Holz.
(Quelle: http://www.namyslow.pl/495/343/gemeinden.html)
Die Flucht 1946
Die Flucht nach einem Brief vom Elfriede Wunder vom 9.7.1946
Am 5.1.1945 zog ein Treck bestehend aus 25 Wägen los. Der erste Wagen war der von Adolf Jaretzke (Bürgermeister), seiner Frau Marta, Tochter Elfriede Wunder und deren Tochter Bärbel, sowie einer alleinstehenden Witwe namens Böhm.
Die Wagen waren überwiegend Erntewagen, die durch Adolf Jaretzke zu Planwagen mit Eisenträgern für die Planen und brauchbarer Bereifung zwischen Weihnachten 1944 und 5.Januar 1945 umgebaut wurden.
Die Route verlief meist jenseits der Hauptstraßen und wo möglich, im Waldgebiet, um den feindlichen Fliegern nicht schutzlos ausgeliefert zu sein.
Von Pangau fuhren sie nach Leutmannsdorf, dann bei Braunau über die Grenze durch die Tschechei bis Prag, einmal rund um Prag, weiter bis Pilsen und in Littitz wurde pausiert.
Dort fanden Plünderungen statt, die das meiste Hab und Gut und manchen auch Wagen und Pferde gekostet hat. Weiter ging es - von amerikanischem Militär begleitet - bis Erlau, dort über die Grenze und in den Raum Bayreuth bis Hof.
Dann wieder über die Grenze nach Sachsen bis Zwickau. In Langenhessen bei Zwickau wurde man auf Höfe verteilt, um dort 11 Wochen lang zu arbeiten. Dorthin kam aus dem Krieg der Pangauer Landwirt Fritz Bürger, mit dessen Hilfe dann die Weiterfahrt nach Sonneborn (Ankunft 21.9.1945) organisiert wurde.
Nach einem 1/4 Jahr konnten die Flüchtlinge dort siedeln und vorläufig ein neues Leben beginnen. Das Siedler-Land gehörte ursprünglich der Familie von Wangenheim, die enteignet wurde.
Am 30. März 1946 wurde die evangelische Kirche zu Pangau katholisch und die Gräber wurden eingeebnet. Der Vater des Gasthofbesitzers Fritz Zedler wurde als Bürgermeister eingesetzt.
Es wurde gerettet
Dazu noch verschiedene Fotos
Urkunden
Kirchliche Trauung Wunder oo Jaretzke 1939